Zur Meeresstadt Tallinn (dt. Reval) gehören drei größere Inseln – Aegna (dt. Wulf), Naissaar (dt. Nargen) und Prangli (dt. Wrangelsholm). Die Schifffahrt zu jeder Insel dauert etwa eine Stunde. Die Inseln sind leicht zu erreichen: In der Sommersaison können Sie mit einem Linienschiff von der Innenstadt Tallinns aus nach Aegna und Naissaar fahren. In Viimsi (dt. Wiems) liegt der Hafen von Leppneeme (dt. Lepneem), wo der Schiffsverkehr mit Prangli ganzjährig erfolgt.
Die Inseln bieten ein gutes Ziel für einen Tagesausflug für diejenigen, die das ruhige Inselleben und die Natur lieben. Sämtliche Inseln bieten Möglichkeiten zum Wandern, ob auf eigene Faust oder mit einem Führer. Ebenso kann man die Inseln auf einem Fahrrad oder von der Ladefläche eines Lastenfahrzeugs aus erkunden. Auf Naissaar können Sie sogar aus einem Eisenbahnwagon die Insel entdecken. Auf allen Inseln haben Sie natürlich auch Möglichkeiten zu übernachten und zu essen.
Tallinns eigene Insel Aegna
Zum Verwaltungsgebiet der Stadt Tallinn zählt eigentlich nur eine Insel: Die vom Stadtzentrum 14 Kilometer entfernt liegende Insel Aegna. Diese drei Quadratkilometer große Insel mit reichhaltiger Flora und Fauna und zahlreichen Findlingen liegt im Landschaftsschutzgebiet.
Dank der schönen Wälder und des Sandstrands ist Aegna ein schöner Ort für Tagesausflüge und Wanderungen. Die Sandstrände an der Nordküste sind ideal zum Sonnenbaden und Schwimmen. Im nördlichen Teil der Insel, in Eerikneeme, liegt ein magische Steinlabyrinth, das wahrscheinlich im 12.–15. Jahrhundert von Küstenschweden angelegt wurde.
Die Insel hat vor kurzem eine moderne Infrastruktur erhalten, welche die Überwachung der Touristenbelastung und die Mülltrennung umfasst, weswegen man sie auch als Öko-Insel bezeichnet. Aegna besitzt eine Informationstafel mit 24 markierte Routen, welche die Naturobjekte der Insel anzeigt. Diese können Sie sich als E-Guide im Voraus oder vor Ort runterladen.
Bei der Ankunft auf Aegna können Sie ein Fahrrad mieten und damit den ganzen Tag die Insel erkunden. Sie können auch eine geführte Wanderung buchen, die Sie an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten von Aegna vorbeiführt und Ihnen das Leben der Insel näherbringt.
Wie erreichen Sie Aegna?
Der regelmäßige Verkehr nach Aegna läuft von Mai bis September. Die Verbindung wird betrieben von der Schiffsfirma Spinnaker mit dem Schiff Vigtund, das in Tallinn vom Hafen Patarei (dt. Batterie) von der Kai Stadthalle abfährt (Linnahall, ehemaliger Kai der Linda-Linie). Fahrtzeit eine halbe Stunde.
Sämtliche Informationen über die Insel und Dienstleistungen sind zu finden auf der Webseite www.tallinn.ee/aegna.
Wussten Sie schon, dass der estnische Sänger Jaak Joala bereits vor 50 Jahren über den Zauber von Aegna gesungen hat: Suvemälestus ('In der Sommererinnerung')?
Die musikalische Insel Naissaar mit einer militärischen Vergangenheit
Naissaar ist Nordestlands größte Insel im Finnischen Meerbusen, hat eine Fläche von 19 Quadratkilometern und liegt 10 km nördlich von Tallinn. Naissaar befindet sich an einer uralten Schifffahrtsroute und ihre Geschichte ist mit maritimen Geschichten und Traditionen verbunden. Die ersten Aufzeichnungen über die dauerhafte Besiedlung der Insel stammen aus dem 15. Jahrhundert, denn gerade hier entwickelte sich die östlichste estnisch-schwedische Gemeinde in der Ostsee.
Im Verlauf der letzten 300 Jahre haben verschiedene Staaten Naissaar für militärische Zwecke genutzt, wobei die ständige Bevölkerung die Insel immer wieder verlassen musste. Erst zu Beginn der 1990er Jahre wurde Naissaar endgültig von den sowjetischen Streitkräften befreit. Das gespenstische militärische Erbe ist auf Naissaar schwer zu ignorieren, die Wandmalereien der sowjetischen Matrosen gelangten sogar in ausländische Medien.
Heutzutage ist Naissaar eine wirkliche Sommerinsel mit schönen Sandstränden, Wanderwegen, einem militärischen Erbe und dem im Sommer stattfindenden Nargenfestival. Am östlichen und südlichen Strand der Insel sind Strände mit feinem Sand und Hagebutten. Die Insel ist von Wald bedeckt, dort werden im Juli die Blaubeeren reif und im August oder September die Preiselbeeren. Die gesamte Insel steht unter Naturschutz. Für Wanderfreunde gibt es auf Naissaar drei markierte Rundwanderwege der Staatlichen Forstverwaltung:
Auf dem mittleren Weg (11 km) liegen mehrere Sehenswürdigkeiten für Naturliebhaber: Der Garten des dänischen Königs, der höchste Punkt der Insel – der Hügel Kunila –, das Dorf Põhjaküla und ein Minenlager. Am Beginn bzw. Ende des Rundwegs befindet sich der Zeltplatz Naissaar und der Weg ist weiß-grün-weiß markiert.
Der südliche Weg (12 km) ist als kultureller Weg bekannt, denn an ihm liegen die Kirche zu Naissaar, der Friedhof und die Kapelle. Der Weg führt auch am Bauernhof Sepa vorbei, auf dem der weltberühmte Optiker Bernhard Schmidt geboren wurde. Der kreisförmige Weg ist mit einer weiß-blau-weißen Farbmarkierung gekennzeichnet. Diese Strecke verläuft größtenteils auf Straßen und kann auch mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Anfangs- und Endpunkt des Wegs liegen etwa 300 m vom Gebäude des ehemaligen Besucherzentrums Naissaar entfernt.
Der nördliche Weg (7 km) ist auch unter dem Namen „militärischer Weg“ bekannt. Der Weg beginnt im Dorf Haldja und verläuft entlang der Küste nördlich bis zur Nordspitze von Naissaar. Am nördlichen Weg liegen sämtliche militärische Sehenswürdigkeiten der Insel. Der Weg ist mit einer weiß-rot-weißen Farbmarkierung gekennzeichnet.
Anstelle einer Wanderung zu Fuß können Sie auch einen Fahrradausflug mit einem digitalen Führer oder eine Fahrt mit einem militärischen Pick-up buchen. Mit Hilfe des digitalen Führers können Sie sich für den Ausflug Strecken unterschiedlicher Schwierigkeit aussuchen und für sich ein geeignetes thematisches Programm zusammenstellen – Militär, Geschichte oder Natur. Zwischen dem Dorf Männiku und dem Hafen verkehrt eine einzigartige Schmalspurbahn. Zur Aussichtsplattform des Leuchtturms an der Nordspitze auf die Höhe von 45 m führen 207 Treppenstufen. Von dort ist bei klarem Wetter die finnische Küste sichtbar.
Wie erreichen Sie Naissaar?
Regelmäßige Verbindungen zur Insel Naissaar (dt. Nargen) bestehen von Mai bis Oktober. Die Verbindungen zur Insel Naissaar werden von der Firma Monica mit dem gleichnamigen Schiff für bis zu 200 Passagiere organisiert, das in Tallinn gegenüber vom Hafen des Yachtclubs Pirita von einem Kai zwischen Brücke und Surfclub abfährt. Die Fahrzeit beträgt 1 Stunde.
Zur Insel Naissaar fahren ebenfalls die Fähren Nargö und Kalk. Die Fähren legen vom Wasserflugzeughafen des Estnischen Schifffahrtsmuseums, Vesilennuk 6, Kai A2, ab. Die Nargö hat eine Fahrzeit von 30 Minuten und bietet Platz für 48 Fahrgäste. Die Kalk hat eine Fahrzeit von 1 Stunde und 15 Minuten und kann 32 Fahrgäste befördern. Weitere Informationen: nicesaar.eu.
Reiseinformation: Sämtliche Informationen zu Ausflüge nach Naissaar bis hin zu Kulturveranstaltungen und der Möglichkeit mit verschiedenen Fahrzeugen auf die Insel zu gelangen, sowie zu Touren nach Aegna und Prangli finden Sie hier: www.monica.ee, liinilaevad.ee, sailing.ee.
Informationen zu den Sehenswürdigkeiten und den Wanderwegen der Insel und zu andere praktische Infos finden Sie hier: naissaar.ee.
Wussten Sie schon, dass der weltberühmte Optiker Bernhard Schmidt auf Naissaar geboren wurde? Die von ihm erfundene, astronomische Kamera, die Schmidt-Kamera, wird in den größten Observatorien der Welt verwendet.
Ein Schmuckstück mit beständiger Besiedlung – Prangli
Die Insel Prangli liegt an der estnischen Nordküste, etwa 9 km nordöstlich von der Halbinsel Viimsi. Die Fläche der Insel beträgt 6,4 km².
Prangli ist die einzige Insel in Nordestland, die seit mehr als 600 Jahren beständig besiedelt ist. Hier haben Schweden, Finnen und Esten im Laufe der Zeit gelebt. Der Legende nach war Prangli auch ein Stützpunkt von Seeräubern. Nach den neuesten Angaben leben heute 171 Menschen in drei Dörfern auf der Insel.
Auf Prangli finden Sie alles, was zum Leben notwenig ist – eine eigene Grund- und Hauptschule, ein Kulturhaus, eine Bibliothek, ein Museum, eine Kirche, einen ärztlichen Dienst, eine Post und ein kleinen Supermarkt. An der Nord- und Südküste liegen sandige Badestrände. Diese Echtheit der Lebensumstände, die auf Prangli herrschen, finden Sie auf dem Festland nicht mehr.
Zusätzlich zu der guten Erreichbarkeit und des angenehmen Lebensumfelds besteht der Trumpf der Insel Prangli in ihrer vielseitigen Natur: Im steinigen Westteil der Insel befinden sich Strandwiesen mit salzliebenden Pflanzen, im Osten und Nordosten dominieren sandige Oberflächen. Prangli ist der einzige Fundort einer bestimmten Farnart in Estland – des Nordischen Streifenfarns. Ein großer Teil der Insel ist mit Kiefernwäldern bedeckt, die sich mit Steinmeeren und Findlingen abwechseln. Auf der Insel leben etwa 40 verschiedene Arten von Wasservögeln und sofern Sie Glück haben, können Sie im Frühjahr auch Robben sehen. Der Ein Großteil der Insel zählt als Naturschutzgebiet.
Sie können die Insel zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf eigene Faust mit Hilfe eines Audioguides erkunden. Mehr erleben Sie aber auf jeden Fall bei einem durchgängig organisierten Tagesausflug, der einen Reiseleiterservice, den Transport zur Insel, eine Inselrundfahrt in einer LKW-Ladefläche sowie Mahlzeiten nach lokaler Art beinhaltet. Einige Sehenswürdigkeiten der Insel, wie die St.-Laurentius-Kirche, sind ebenso nur mit Führung zu erreichen.
Wie erreichen Sie Prangli?
Das Schiff Wrangö fährt von April bis Oktober täglich vom Hafen Leppneeme (auf der Viimsi Halbinsel) nach Prangli – an den meisten Tagen sogar mehrmals täglich. Der Winterfahrplan ist etwas spärlicher. Die Fahrzeit beträgt 1 Stunde.
Sofern Sie einen Schiffstransport nur für Ihre Gruppe bestellen möchten, ist es nostalgischer und privater mit dem alten Postschiff Helga, das Platz für bis zu 35 Personen bietet, auf die Insel zu fahren. Sowohl die Wrangö als auch die Helga benötigen für die Fahrt zur Insel eine Stunde. Abfahrt ist vom Hafen Leppneeme.
Die Überfahrt lässt sich auch mit einem kleinen Motorboot, einem Schnellboot vom Typus RIB oder mit einer Yacht organisieren. Mit dem Segelboot müssen Sie für die Überfahrt viel Zeit einplanen, bei gutem Wind dauert sie von Tallinn aus vier Stunden, bei einer Flaute mindestens sechs Stunden.
Transportmittel für die Überfahrt können Sie hier bestellen: www.pranglireisid.ee